Es sind nunmehr über sechzig Jahre vergangen, seit wir aus unserer Heimat im ehemaligen Jugoslawien auf Grund der AVNOJ–Beschlüsse entrechtet, von Haus und Hof vertrieben und über 60.000 von unseren Landsleuten umgebracht wurden und umgekommen sind. Es ist unseren Vorvätern zu danken, dass vor mehr als 60 Jahren die Donauschwäbische Arbeitsgemeinschaft als Dachverband für die Landesorganisationen und Heimatortsgemeinschaften für Österreich in Salzburg gegründet worden ist. Mir, als noch in der alten Heimat im Jahre 1941 Geborener, der ich im Jahre 1970 mit der Mitgliedsnummer 3.052 der Donauschwäbischen Landsmannschaft in Kärnten beigetreten und seit vielen Jahren als Funktionär tätig bin, ist es klar, wie wichtig ein solcher Dachverband ist, dem ich selbst seit 1990 angehöre. Aus Dokumenten ist herauszulesen, dass in Kärnten über 13.000 Donauschwaben und deren Nachkommen eine neue Heimat gefunden haben. Wir haben uns in unserer neuen Heimat integriert, so dass heute unsere Landsleute und deren Nachkommen in allen Bereichen der Wirtschaft, der öffentlichen Verwaltung, als Schuldirektoren, als Landtagsabgeordnete, als anerkannte Wissenschaftler, Maler und Bildhauer sowie als Komponisten und auch in der Landwirtschaft, im Sport und vor allem als fleißige Arbeiter und Angestellte Teil unserer neuen Heimat Österreich sind.
Als Beispiel nenne ich das ehemalige Barackenlager Feffernitz, in dem bis zu 4.000 deutschsprachige Flüchtlinge gleichzeitig lebten, viele Tausende ausgewandert sind, und nach der Auflösung des Lagers der Ort Neu–Feffernitz entstand. Etwa 1.000 Heimatvertriebene, vor allem Donauschwaben, sowie auch Gottscheer und Untersteirer, aber auch Sudetendeutsche, Siebenbürger Sachsen und Flüchtlinge anderer Länder, haben hier eine neue Heimat begründet. Neu – Feffernitz wurde ein schmucker Ort mit vielen sehr erfolgreichen Vereinen. Heimat bedeutet für mich nicht nur frei sein von Verfolgung, Internierung, Stacheldraht und Todesangst, sondern auch sich frei bewegen, arbeiten und selbst entscheiden zu dürfen. Heimat heißt aber auch Gemeinschaft in der Familie sowie mit den Landsleuten und in der Nachbarschaft. Die regelmäßigen Sitzungen im Haus der Heimat in Wien bieten eine sehr gute Gelegenheit, mit den Landsleuten aus den anderen Bundesländern zusammen zu kommen. Die Geschichte vom „Haus der Heimat“ ist für mich mit einer Persönlichkeit auf das stärkste verbunden, nämlich mit Dipl. Ing. Rudolf Reimann.
Seiner Zähigkeit im Verhandeln und seinem Verhandlungsgeschick sind es zu verdanken, dass viele Anliegen der vertriebenen Volksdeutschen auf nationaler aber auch internationaler Ebene zum Erfolg oder zumindest zu zuversichtlichen Zwischenerfolgen geführt haben. Wir in Kärnten sind Teil unserer neuen Heimat geworden. Wir haben mehrere Gedenkstätten errichtet, aber auch in eigener Verantwortung Bücher herausgegeben, die Herausgabe solcher unterstützt, ein Theaterstück über unsere Geschichte initiiert und als Video und DVD öffentlich gemacht. Wir werden dafür Sorge tragen, dass von den vielen Zeitdokumenten, die in unserem Verfügungsbereich sind, möglichst viele erhalten bleiben und somit Spuren im Sand der Geschichte Kärntens hinterlassen.
Ihr
Helmut Prokopp