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Haus der Heimat, Wien

Donauschwäbische Arbeitsgemeinschaft in Österreich (DAG)

Pressedienst der Donauschwäbischen Arbeitsgemeinschaft (DAG)

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Rückfragehinweis: VLÖ, Haus der Heimat, Ing. Norbert Kapeller, Steingasse 25, A-1030 Wien
T: +43/(0)1/7185905; M: +43/(0)664/3520305; E: norbert.kapeller@vloe.at



Pressedienst des Verbands der Volksdeutschen Landsmannschaften Österreichs (VLÖ)
PA2013-14; 17.06.2013

Symposium „Irrwege eines Jahrhunderts - vom Täter zum Opfer und vom Opfer zum Täter" in Bad Leonfelden im Rahmen der oberösterreichisch-südböhmischen Landesausstellung 2013 „Alte Spuren - Neue Wege"

Offener Gedankenaustausch mit Vertretern vertriebener und heimatverbliebener Sudetendeutscher gemeinsam mit Referenten aus Österreich und Tschechien - VLÖ verabschiedet Resolution mit Forderungen an die politischen Verantwortungsträger


Unter dem Titel „Irrwege eines Jahrhunderts – vom Täter zum Opfer und vom Opfer zum Täter“ hielt der Verband des Volksdeutschen Landsmannschaften Österreichs (VLÖ) im Rahmen der grenzüberschreitenden Landesausstellung 2013 „Alte Spuren – Neue Wege“ (Oberösterreich-Südböhmen) vom 14. bis 16. Juni 2013 im Hotel Falkensteiner in Bad Leonfelden ein Symposium ab.


„Der Grenzraum Oberösterreich-Südböhmen ist nachhaltig durch die Vertreibung der deutschsprachigen südböhmischen Bevölkerung und die Zerstörung von über 800 Böhmerwalddörfern nach 1945 gekennzeichnet sowie durch die Tatsache, dass tausende vertriebene Böhmerwäldler in Oberösterreich ihre neue Heimat fanden. Im Rahmen dieses Symposiums wurden die Gemeinsamkeiten und auch die Verwerfungen des 20. Jahrhunderts des oberösterreichisch-südböhmischen Grenzraums aufgezeigt. Außerdem sollten Wege gefunden werden, um überlieferte Ressentiments und bestehende Irritationen abbauen zu können, damit tatsächlich das Europa der Regionen und das Europa der Bürgerinnen und Bürger verwirklicht werden kann“, so Initiator und VLÖ-Generalsekretär Ing. Norbert Kapeller, der sich freute, hochkarätige Vortragende und Wissenschaftler für diese Tagung in Bad Leonfelden gewonnen zu haben.


Nebst Landesaustellungs-Kurator Mag. Christoph H. Benedikter waren mit Ing. Jiří Blažek, Paul Kamas und Lukáš Beer auch drei Referenten aus Tschechien als Vortragende ins Mühlviertel gereist, die ihrerseits über die oft recht eigenwillige Geschichtsschreibung in Tschechien referierten, in der historische Tatsachen und Gegebenheiten teilweise verdreht, fälschlich oder überhaupt nicht dargestellt werden - so referierte Jiří Blažek beispielsweise über die sudetendeutsche Thematik in den tschechischen Schulbüchern. Vice versa soll vergleichbar die Vertriebenenthematik vermehrten Einzug in den Unterrichtsplan der österreichischen Schulen halten, wie der Vertriebenensprecher der ÖVP, Abg.z.NR Mag. Michael Hammer, in seinen Ausführungen darlegte und über seine jüngsten parlamentarischen Initiativen berichtete.


Teils berührende Emotionen rief der Vortrag von Dr. Fritz Bertlwieser aus Haslach hervor, der in einer Bilderschau über die Thematik der zerstörten Böhmerwalddörfer anhand des exemplarischen Beispiels der verschwundenen Pfarrgemeinde Deutsch-Reichenau referierte. „Das gezeigte Fotomaterial hat in beeindruckender und bewegender Weise allen Teilnehmern vor Augen geführt, wie blinde Zerstörungswut, so wie sie vor Jahrzehnten stattgefunden hat, einhergehend mit einer mangelnden geschichtlichen Aufarbeitung, auf die Menschen noch immer belastend wirken“, so der stellvertretende VLÖ-Vorsitzende und Bundesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft Österreichs, Gerhard Zeihsel, der sich darüber hinaus vehement dafür einsetzt, dass die zweisprachigen Ortsbezeichnungen (Bsp.: Český Krumlov/Krumau, Vyšší Brod/Hohenfurth) konsequente Beachtung und richtige Umsetzung finden.


„Es erreichen den VLÖ immer häufiger Anfragen von jungen Menschen, die sich für die Geschichte ihrer Großeltern, welche sich buchstäblich direkt vor der österreichischen Haustüre zugetragen hat, interessieren, Nachforschungen betreiben und sich im südböhmischen Grenzraum getreu dem Motto der Landesausstellung auf die alten Spuren ihrer Vorfahren machen“, so Zeihsel und Kapeller. Wie auch neue Wege beschritten werden können, daran arbeitet der VLÖ nun noch konsequenter mit und fordert auch den vermehrten Willen und das Wollen sowohl von der österreichischen als auch der tschechischen Politik ein.


„Vorangetrieben vor allem durch das Engagement der einzelnen Landsmannschaften, vieler privater Initiativen und politischer Vertreter hat sich Österreich in den letzten Jahren mit ausgestreckter Hand auf Tschechien zubewegt, nun liegt es aber auch an der Tschechischen Republik, ihren Weg in Richtung der Mitte der Brücke zu beschreiten, ist es doch offensichtlich, dass viele tschechische Staatsbürger - vor allem die junge Generation - nunmehr ein gänzlich anderes Geschichtsbild als noch vor Jahren haben und die bestehende tschechische Unrechtsgesetzgebung – Stichwort: Beneš-Dekrete – in einem immer näher zusammenwachsenden Europa, das die Menschenrechte allem voran stellt, keine Platz mehr haben darf“, so die VLÖ-Vertreter.


Als Beispiel führt der VLÖ die Republik Serbien an, die als EU-Beitrittskandidat mit ihrer jüngsten Rehabilitations- und Restitutionsgesetzgebung konsequente geschichtliche Aufarbeitung vorantreibt und sich der eigenen historischen Verantwortung stellt. „Was für Serbien gilt, kann im Sinne ähnlich stattgefundener historischer Begebenheiten nach dem Zweiten Weltkrieg für das EU-Mitgliedsland Tschechien im Zusammenhang mit der Heimatvertreibung nicht falsch sein“, ergänzen Zeihsel und Kapeller.


„Der offene Gedankenaustausch sowohl mit den Vertretern vertriebener und in Tschechien heimatverbliebener Sudetendeutscher als auch mit den tschechischen Referenten hat deutlich gezeigt, dass es unabdingbar ist und es noch vieler gemeinsamer Maßnahmen und Initiativen braucht, die das gegenseitige Verstehen, Verzeihen und Miteinander fördern, um einen Beitrag zur tatsächlichen Grenzenlosigkeit in Mitteleuropa zu leisten“, so Zeihsel und Kapeller, die im Rahmen des Symposiums gemeinsam mit den Tagungsteilnehmern eine an die politischen Verantwortungsträger gerichtete Resolution erarbeitet und verabschiedet haben.


So soll beispielsweise im oberösterreichischen-südböhmischen Grenzraum eine Stätte geschaffen werden, in der die Geschichte des ehemals deutsch besiedelten Böhmerwaldes für die Zukunft gesichert und völkerverbindend mit Schülern und jungen Menschen das geschichtlich Schwere und Trennende aufgearbeitet wird.


„Es muss uns gelingen, alte Spuren und neue Wege im Sinne des Übergangs von der Erlebnis- zur Bekenntnisgeneration zu beschreiten – historisch fundiert aufgearbeitet und auf beiden Seiten vorurteilsfrei begleitet. Dem Zusammenwachsen in den Köpfen muss nun auch das Zusammenwachsen in den Herzen folgen“, so Zeihsel und Kapeller abschließend.



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Resolution des VLÖ anlässlich des Symposiums „Irrwege eines Jahrhunderts“

Bildergalerie (Fotos: © Alfred Nechvatal)